C D s
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NEUES AUS
DER MUSIKWELT
JAZZ
Dizzy G illespie Q u in te t/
Hans K oller New Jazz Stars
NDR 60 YEARS JAZZ EDITION NO 1
M o o s ic u s /In d ig o CD
(3 5')
Dave Brubeck Q u artet
NDR 60 YEARS JAZZ EDITION NO 02
M o o s ic u s /In d ig o 2 CD
(1 0 9 ')
Mit ihren Veröffentlichungen his-
torischer Jazz-Events waren WDR
und SWR Vorreiter. Jetzt zieht der
Norddeutsche Rundfunk unter dem
Slogan „NDR 60 Years Jazz Edition“
nach.
Schon der Start der bislang vier
CDs umfassenden Reihe mit dem
Dizzy Gillespie Quintet und den
Hans Koller New Jazz Stars klingt viel
versprechend. Bis sich Dizzy Gille-
spie in Themen wie „Tin Tin Deo“ zu
extrovertierten Trompeten-Chorus-
sen hinreißen lässt, bevorzugt er ru-
hige Balladen-Interpretationen. Die
Hans Koller New Jazz Stars mit dem
österreichischen Tenorsaxofonisten,
dem Posaunisten Albert Mangels-
dorff und der Pianistin Jutta Hipp
halten jedem Vergleich mit Sessi-
ons amerikanischer Kollegen stand.
Das Dave Brubeck Quartet begeis-
terte 1958 mit einem überragenden
Konzert in der Niedersachsenhalle
in Hannover. Mit dem Bassisten Eu-
gen Wright hatte der Pianist die opti-
male Besetzung: Paul Desmond mit
seinen luftigen Altsax-Linien und Joe
Morello, der mit der perfekten Dra-
maturgie seines Schlagzeugspiels
punktete.
In der von dem NDR-Jazzredak-
teur Stefan Gerdes und dem Pro-
duzenten von Moosicus Records,
Joachim Becker, initiierten Editi-
on erschienen ebenfalls empfeh-
lenswerte Aufnahmen von Stépha-
ne Grappelli und dem Modern Jazz
Quartet. Allen gemeinsam ist ein
geschmackvolles Design, akribische
Booklet-Texte und atmosphärische
Schwarz-Weiß-Fotos von Susan-
ne Schapowalow. Außerdem über-
zeugt das hervorragende Remaste-
ring: Auch nach mehr als einem hal-
ben Jahrhundert klingen die histori-
schen Aufnahmen frisch und dyna-
misch.
Gerd Filtgen
MUSIK (BEIDE) ★
KLANG (BEIDE) ★ ★ ★ V
Das DR-Logo gibt den Dynam
I HEAR THE SOUND-LIVE 2012 & 2013
A r c h ie b a ll/H M CD_______________________________ ( 7 7 }
Mit seinem Attica Blues Orchestra
erinnert Archie Shepp an die Nie-
derschlagung des Häftlingsauf-
stands im Attica Gefängnis 1971. Da-
mals starben 42 Menschen, als Po-
lizisten den Protest von 1000 über-
wiegend schwarzen Gefangenen ge-
gen unmenschliche Haftbedingun-
gen zusammenschossen. In bester
Big-Band-Manier leitet Shepp die
Band an. Aber da ist kein Swing zu
hören, sondern Funk, Blues, Gospel
und souliger Jazz. Erstklassige Stim-
men (etwa von Marion Rampal) ge-
sellen sich zu den Bläsern, Streicher
sekundieren. Shepps staubig kräch-
zender, seelenvoller Ton gibt dem
Ganzen die anarchistische Note.
T.U.
MUSIK ★
KLANG ★
ECM -Schätze in
d re i F o rm aten
Jazzfreunde aufgepasst: Sieben lange Zeit schwer erhältliche
ECM -Alben aus den Jahren 1969 bis 1982 sind jetzt wieder zu
haben. Die M ehrzahl dieser Alben war bisher noch nie auf CD er-
hältlich, einige sind seit Jahren komplett vergriffen. Nun werden sie
als audiophile LPs in hochwertigem 180-Gramm-Vinyl und parallel
dazu auch auf CD und als High-Resolution-Downloads wieder
verfügbar gemacht. Es handelt sich um Keith Jarretts „Arbour Zena“,
Gary Burtons „Seven Songs For Q uartet And Chamber Orchestra“,
das D uoalbum „Five Years Fater“ von Ralph
Towner und John Abercrombie, Sam Rivers’
„Contrasts“, „M iroslav Vitous Group“, Keith
Jarretts „Ritual“ (auf der der Dirigent und
Klassikpianist D ennis Russell Davies eine
Komposition des prom inenten Jazzkollegen
spielt) und „African Piano“ von Dollar Brand
alias Abdullah Ibrahim. Für die LP-Remas-
ters hat man nach Angaben von
ECM einen m öglichst puris-
tisch analogen Ansatz gewählt.
Die CD-Ausführungen stecken
in aufklappbaren Papersleeves,
die sich an den originalen
LP-Hüllen orientieren.
ecmrecords.com
Pat M etheny U n ity Group
KIN
N o n e s u c h CD
(7 0 ’ )
Es ist nicht lange her, da erschien ei-
ner der begnadetsten Gitarristen un-
serer Zeit zum ersten Mal neben ei-
ner gigantischen Apparatur auf der
Bühne. Dieses Orchestrion erzeugt
mechanisch Musik, und Pat Methe-
ny erschien als ihr Spiritus Rector,
der seine Darbietung irgendwo zwi-
schen Jahrmarktsattraktion und mu-
sikalischem Kuriositäten-Kabinett
ansiedelte. Manch ein Fan mag sich
seither gewundert haben, wie wert-
voll ihm auf einmal das in die Jahre
gekommene Konzept der Pat Methe-
ny Group erschienen sein mag. Denn
diese Band bot in jeder Phrase, bis
in die tönenden Einzelheiten hinein,
organisch atmende Musik.
Inzwischen hat Metheny seine al-
te Band durch die neu gegründe-
te Unity Group ersetzt. Eine Forma-
tion, die den Ausnahme-Saxofonis-
ten Chris Potter mit dem virtuosen
Drummer Antonio Sanchez vereint,
als Bassisten Ben Williams und seit
Kurzem auch den Multi-Instrumen-
talisten Giulio Carmassi an Klavier
und Trompete hinzufügt. Ein Jahr
tourte Metheny, um die gewachse-
ne Musik jetzt im Studio wieder ein-
mal mit zusätzlichen Orchestratio-
nen anzureichern. Hier kommt das
Orchestrion erneut ins Spiel.
Mit dem grausigen Effekt, das ei-
ne hochmusikalische Jazzband ge-
gen den starren Rhythmus der me-
chanischen Apparatur anspielen
muss. Das hat ungefähr denselben
Charme, als würde Hélène Grimaud
mit laufendem Metronom Chopin
aufführen. Dabei besteht der Jazz,
wenn nicht jede gekonnte musika-
lische Darbietung, aus der freien,
individuellen Behandlung der Time.
Einige gute Momente verdankt die
neue CD dem außergewöhnlichen
Können der Musiker, aber vieles ver-
sackt im Schönklang. Methenys na-
ive Symbiose aus Mensch und Tech-
nik aber ist nicht mehr als ein mü-
der Einfall. Wer, um Gottes Willen,
nimmt ihm endlich dieses sinnlose
Gerät weg?
Tilman Urbach
MUSIK
KLANG
Chris Potter, Antonio Sanchez, Pat
Metheny, Ben Williams (v.l.n.r.)
ikumfang des Tonträgers an. Nähere Infos unter www.stereo.de
STEREO 3/2014 137
FOTO: JIMMY KATZ
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